7.2.2018

Entwarnung: Fake News wurden nicht von Donald Trump erfunden, und sie werden die Demokratie nicht zerstören - wenigstens nicht langfristig. Der Blick zurück ins Jahr 1607 verrät, dass dieses vermeintlich im Zeitalter von Social Media entstandene Instrument bereits in der Frühen Neuzeit von Demagogen und Populisten für ihre Zwecke erfolgreich eingesetzt wurde.

1603 schlossen die Drei Bünde ein Bündnis mit Venedig ab. Artikel 14 des Bündnisses besagt, dass Venedig im Bedarfsfall das Recht hat, Söldner durch die Bünde ziehen zu lassen. 1607 war es so weit: Venedig hatte in Lothringen 6000 Söldner angeworben und bat um Erlaubnis, diese durch die Bünde nach Venedig ziehen zu lassen.

Flugs begannen die Gegner Venedigs, eine Reihe von Falschinformationen zu verbreiten: das Bündnis sei von den Grossen Hansen ohne Wissen der Gemeinden geschlossen worden, und die Grossen Hansen seien hierfür von Venedig bezahlt worden. Das Bündnis enthalte keinen Artikel 14, und daher habe Venedig kein Recht, Söldner durch die Bünde ziehen zu lassen. Das Bündnis enthalte zwar einen Artikel 14, aber der Durchzug von Lothringern sei trotzdem nicht erlaubt. Die Lothringer stünden schon an der Grenze, sie hätten schon eine Magd vergewaltigt und in Chur versucht, ein Kind zu kaufen.

Auch damals war "der gemeine Mann" nur zu gerne bereit, die Lügen zu glauben. Die wiederholten Versuche, das aufgebrachte Volk durch Vorlesen des Bündnistextes samt Artikel 14 und Vergleichen des Originals mit den im Jahr 1603 in den Gemeinden verlesenen Kopien zu beruhigen, halfen nichts. Trotz allen Beweisen des Gegenteils glaubten so viele Bürger an die Fake News, dass ein Strafgericht eingesetzt werden konnte, um die zu bestrafen, die 1603 das Bündnis eingefädelt hatten.

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