Cla von Jochberg und Familie

Cla von Jochberg ist eine historisch belegte Figur. Über ihn bzw. den ganzen Jochberg-Zweig in Bergün und Obervaz ist nur wenig bekannt.

Von Sagogn über Obervaz nach Bergün

Die Familie von Jochberg gehörte seit 1500 zur führenden Schicht des Oberen Bundes. Vermutlich schon vor 1600 liess sich ein Conrad von Jochberg in Obervaz nieder. Zur Zeit der Bündner Wirren zog ein Steivan Caspar von Jochberg nach Bergün, vermutlich von Obervaz, und liess sich dort nieder. Steivan Jochberg wird in Sprechers Chronik der Bündner Wirren mehrfach erwähnt, unter anderem wurde er 1620 von den aufständischen Veltlinern gefangengenommen (s. «Bergünerstein I Der Krieg»).

Steivan Jochberg hatte wohl in Bergün eingeheiratet; möglicherweise ist er der «Sar Steivan Caspar», der 1623 Barbla Modein heiratete. (Es könnte aber auch Steivan Caspar Keel gewesen sein.) Auf jeden Fall gehörte die Familie von Jochberg auch in Bergün zur Oberschicht.

Drei Brüder

Steivan Jochberg hatte drei Söhne: Caspar, Peter und Cla. Sie erscheinen erstmals im Bergüner Estim von 1633, mit einem gemeinsamen Vermögen von 24000 Gulden; wahrscheinlich war Steivan kurz vorher gestorben. 1644 war das Erbe geteilt, Cla als der Jüngste besass 4400 Gulden, 1669 dann 8000 Gulden.

Wahrscheinlich war Cla einiges jünger als seine Brüder. Caspar heiratete 1630, Peter 1635, Cla aber erst 1650. Seine Frau war Barbla Schalkett, eine Enkelin der Barbara Planta Schalkett.

Ausschnitt aus der alten Steuerliste von Bergün. Text: Caspar von Jochberg mit samt seinen zwei Brüdern Peter und Cla. 24000 Gulden.
Cla von Jochberg als jüngerer Bruder von Caspar im Estim von 1633

Offizier, Geschworener, Alpaufseher, Mastrel

Ab 1652 wurde Cla Jochberg in verschiedene Dorfämter gewählt: Er war zum Beispiel Geschworener oder Alpaufseher. 1660 wurde er zum ersten Mal zum Mastrel gewählt. Während seiner Amtszeit wurden in Bergün verschiedene neue Gesetzesartikel erlassen, beispielsweise zu den Schätzern («Pridschaduors»), zur Viehhaltung oder zum Holzschlag in den Gemeindewäldern. In «Bergünerstein II Der Mord» ist Cla stolz auf seine gesetzgeberischen Leistungen – ob die Initiative für diese Neuerungen in der Realität wirklich von ihm kam, wissen wir nicht.

Altes romanisches Manuskript. Übersetzung: Nur diejenigen können Pridscheder werden, die vor versammeltem Gericht den Eid abgelegt haben.
Neues Gesetz, 1661: Nur wer den Amtseid abgelegt hat, darf als Schätzer tätig sein

In den 1670er-Jahren wurde Cla mehrfach zum Vormund («Avuo») bestellt und agierte vor Gericht als Fürsprecher («Mussaduor»). 1678 wurde er ein weiteres Mal zum Mastrel gewählt, starb aber schon im ersten Amtsjahr.

In den Quellen wird er dabei fast immer als Leutnant bezeichnet. Er hatte also vorher als Offizier gedient, vermutlich in einer ausländischen Armee. Leider ist dazu nichts Näheres bekannt.

Cla Jochberg und Barbla Schalkett hatten mindestens fünf Kinder, mehrere Söhne wurden ebenfalls Mastrel.

Geschäftsträger der Plantas in Bergün

Im Familienarchiv von Salis ist eine Quelle erhalten, die uns einen Einblick in Cla von Jochbergs tägliche Geschäfte gibt: das Zinsbuch der Familie von Planta in Bergün. Ungefähr 1660 hatte Hartmann von Planta Flandrina von Planta geheiratet, die Erbin des Besitzes der Familie Jecklin in Bergün. Hartmann bekleidete viele Ämter in den Bünden und den Untertanengebieten; die Quellen lassen vermuten, dass er und Flandrina sich nicht oft in Bergün aufhielten (mehr zu ihm gibt es auf der Seite zu Hartmann von Planta). Cla von Jochberg scheint während der Abwesenheit der Plantas deren Geschäfte in Bergün geführt zu haben. Diese Annahme wird auch durch entsprechende Einträge im Hauptrechenbuch der Plantas, dem «Cudesch grond da Malans», bestätigt. Beispielsweise notierte Hartmann Planta im Sommer 1677, Cla von Jochberg habe ihm am 25. Juli geschrieben, er habe von Herrn Walthier von La Punt Zinsen empfangen.

Auf 65 Seiten vermerkt das Zinsbuch die Einnahmen aus der Verpachtung der Planta'schen Güter und Lieferungen von landwirtschaftlichen Erträgen nach Zernez oder Malans, den anderen Wohnsitzen der Plantas.

Foto eines alten, handschriftlichen Notizbuches. Text ist Romanisch und bedeutet "Buch über die Zinsen, die ich für Hartmann Planta und Go. Planta eingenommen habe".
«Cudasch dilg fitt»: Zinsbuch von Cla Jochberg im Auftrag von Hartmann von Planta

Literatur

Quellen

Ehebuch Bergün, Gemeindearchiv Bergün

Cudesch da Estims Bergün, online hier abzurufen

Gerichtsbuch Bergün 1642 bis 1713, Gemeindearchiv Bergün, C 15

Notizbuch Hartmann von Planta, Staatsarchiv Graubünden, D VII B 212

«Cudesch grond da Malans», Staatsarchiv Graubünden, D VII B 33

 

Literatur

Martin Bundi: Jochberg. Historisches Lexikon der Schweiz, online